"Der Mensch braucht ‘Familie’"
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· 18 viewsAnhand der Familie von Jesus entdecken wir Gottes Plan von Familie: als Kernfamilie, als erweiterte Familie und als Familie Gottes.
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Ein Idealfall
Ein Idealfall
Hier - eine junge Familie: verheiratete Eltern, ihr erstes Kind in den Armen. Vier Grosseltern. Tanten und Onkels. Eine Familie, geerdet im Glauben an Jesus Christus. Ein Idealfall. Und ihr Kind hat traumhafte Perspektiven - es weiss es nur noch nicht: es ist in eine intakte Familie hinein geboren worden. Und: der Mensch braucht Familie!
Das Paradies war, wo Familie funktioniert. So steht es am Anfang der Bibel:
Dann sprach Gott, der Herr: »Es ist nicht gut für den Menschen allein zu sein. Ich will ihm ein Wesen schaffen, das zu ihm passt.« (…) »Endlich!«, rief Adam aus. »Sie ist ein Teil von meinem Fleisch und Blut! Sie soll `Männin´ heißen, denn sie wurde vom Mann genommen.« Das erklärt, warum ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlässt und sich an seine Frau bindet und die beiden zu einer Einheit werden. Adam und seine Frau waren beide nackt, aber sie schämten sich nicht. 1 Mose 2,18.23-25 nlb
Intakte Familie - was ist das aber? Ab wann ist eine Familie intakt? Geht das auch, wenn die Eltern getrennt leben, aber keinen Streit haben? Oder wenn das Kind zwei Mamas und keinen Papa hat, bzw. der Papa per Vertrag unbekannt bleiben wird. Eine bewusst alleinerziehende Mutter, die ein Kind durch eine Samenspende bekommen hat, sagt: «Es gibt keine Garantie, dass das traditionelle Familienbild funktioniert. Ich habe so viele tolle Menschen um mich, ich glaube nicht, dass es meinem Kind an etwas fehlen wird.» (Quelle: blick.ch) Familie wird hier viel breiter verstanden. Das Beziehungsnetz zählt auch dazu. Und auch hier ist klar: Der Mensch braucht Familie! Aber er bestimmt lieber selbst, was für ihn Familie ist.
Was ist ‘Familie’?
Was ist ‘Familie’?
Wozu braucht der Mensch Familie? Um glücklich zu sein? Um Schutz zu haben? Um aufzuwachsen und ein reifer Mensch zu werden? Um sich selbst zu verwirklichen? Ich sage es mal so:
Der Mensch braucht Familie, um Liebe, Annahme und Vergebung kennen zu lernen. Ein Spruch sagt: “Familie - wo das Leben beginnt und die Liebe nie endet.”
Aber noch etwas schicke ich voraus: Familie ist nicht nur Vater, Mutter, ein Junge und ein Mädchen. Familie ist tatsächlich mehr. Aber sie muss auf einer verbindlichen Grundzelle aufbauen, sonst zerfällt sie. Wie wir aus 1 Mose 2 sehen können, verwsteht die Bibel als verbindliche Grundzelle die Ehe zwischen Mann und Frau. Darum glaube ich nicht, dass die bunte Vielfalt von Regenbogen-Familien für unsere Gesellschaft überlebenstauglich sind. Mit andern Worten: Wir müssen nicht die traditionelle Familie aus dem 20.Jahrhundert wieder beleben. Aber wir müssen auch nicht den 1000 Varianten von Familie und Zusammenleben aus dem 21.Jahrhundert auf den Leim gehen. Sondern wir wollen Gottes Plan für Familie verstehen lernen. Familie, wie Gott sie sich denkt.
Der Blick in die Bibel zeigt viele verschiedene Familien. Und er zeigt, wie sehr Familie angegriffen wird. Und wenn etwas so sehr angegriffen ist, dann ist es auch besonders schützenswert. Wir sehen in der Bibel, dass Familie auf einer Ehe von Mann und Frau aufbaut. Sie wird zum Beispiel “Haus des Vaters” genannt. Oder “Sippe”. Oder sogar einfach nur “Haus”. Familie ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, um die herum sich die ganze Gesellschaft aufbaut. So kommt das Lexikon zur Bibel zum Schluss:
Die Stiftung der Ehe schafft die bewahrende Kraft für die Kinder, das Leben in der Familie und überhaupt das geordnete Leben des Volkes. (Lexikon zur Bibel)
Die Familie von Jesus
Die Familie von Jesus
Lasst uns die Geschichte anschauen, als der Preteen Jesus mit seiner Familie auf einer Pilgerreise war. Wir werden einige überraschende Dinge über “Familie” erfahren.
Biblestory Lukas 2,41-52
Biblestory Lukas 2,41-52
Jedes Jahr zog die Familie von Jesus nach Jerusalem zum Passahfest. Auch, als er 12-jährig war.
Auf der Rückreise gingen seine Eltern davon aus, dass Jesus mit anderen Leute der Reisegruppe unterwegs war. Erst am Abend vermissten sie ihn und fragten bei ihren Verwandten und Bekannten nach.
Nichts. So kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten Jesus drei Tage lang, bis sie ihn im Tempel fanden, wie er mit den Gelehrten diskutierte.
“Kind”, sagte seine Mutter. “Wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben uns extrem Sorgen gemacht und dich überall gesucht!”
Aber Jesus fragte sie: “Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters bin?”
Das war schwierig zu verstehen, aber bewegte besonders Maria im Herzen.
Jesus kehrte mit ihnen nach Nazareth zurück. Und in seiner Familie wuchs er auf, wurde erwachsen, gewann an Weisheit und Wohlwollen - bei Gott und den Mitmenschen.
1. Kernfamilie
1. Kernfamilie
Ich finde es hoch interessant, dass Gottes Sohn, Jesus, nicht einfach als Held in leuchtenden Gewändern und Superkräften auf die Erde geschickt wurde - sondern in eine Familie hineingeboren wurde. Es ist wirklich spannend: Jesus wuchs in einer Patchworkfamilie auf - mit seiner Mutter Maria und dem Pflegevater Josef (Lukas 1,35). Diese beiden hatten noch weitere Kinder: Jakobus, Joses, Simon, Judas und auch Töchter (Markus 6,3).
Die Kernfamilie gibt Jesus den Rahmen, um aufzuwachsen. Er nimmt in drei Dingen zu, nämlich an…
Weisheit
Alter, und
Gnade
Weisheit ist Wissen und Erfahrung. Weisheit heisst: ich kann gute Entscheidungen treffen. Die Familie hilft dabei.
Alter - das passiert automatisch. Aber es bedeutet auch: Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Je älter wir in der Familie werden, desto mehr Verantwortung übernehmen wir für uns. Vom Kind zum Erwachsenen werden.
Gnade ist auch Gunst - oder Wohlwollen. Familie ist ein Ort der Wertschätzung. Der Annahme. Der Liebe. Und zwar bei Gott und Menschen.
Ich bin dankbar für meine Familie, in der ich aufgewachsen bin. Oh, was haben wir gelacht, bis uns die Tränen kamen. Wir haben Lebensgemeinschaft und Arbeitsgemeinschaft gelebt - auf dem Bauernhof ist das nah beieinander. Als Kind war ich auf der Baustelle, als eine Halle für Hühner gebaut wurde. Und ich habe die Freiheiten genossen, alleine oder mit Freunden hinauf in den Wald zu gehen. Ich habe geträumt von grossen Taten. Und hatte Zweifel über mich selber. Ich konnte meine Fragen ans Leben stellen und mit meinen Eltern besprechen. Und ich habe in meiner Familie Gott kennen gelernt, ja, lieben gelernt.
Und ich bin dankbar für meine Familie, die ich mit Andrea gründen durfte. Es wachsen nicht nur die Kinder in der Familie. Auch wir Eltern sind ständig dran, zu wachsen. Weise zu werden, reif zu werden und in diesem Thema der Gnade und Annahme zu lernen. Ja, da bin ich überzeugt: Familie ohne Gnade ist etwas Schreckliches - aber Familie mit Gnade ist ein Geschenk!
Tragt Sorge zu euren Kernfamilien!
2. Erweiterte Familie
2. Erweiterte Familie
In der Biblestory finden wir auch die erweiterte Familie von Jesus. Wer was das? Seine Reisegruppe. Seine Verwandten und Freunde der Familie. Wisst ihr, dass das Wort “Pate”, also Götti und Gotte, von “Patrinus” kommt und “Mit-Vater” oder “Freund der Familie” bedeutet? Für Maria und Josef war es selbstverständlich, dass diese erweiterte Familie sich auch um ihre Kinder kümmerte. Darum haben sie sich einen ganzen Tag lang keine Sorgen um ihren Sprössling gemacht.
Nicht schlecht, gell? Das wäre für einige Eltern undenkbar, einen ganzen Tag lang nicht zu wissen, wo sich ihre Kids aufhalten. Aber das funktioniert: erweiterte Familie ist wichtig. Das sagt ja auch die alleinerziehende Mutter, die ich oben zitiert habe. Es gibt genug Leute in meinem Umfeld… Erweiterte Familie - das ist für uns heute nicht nur die Verwandtschaft, sondern oft auch Tageseltern, Nachbarn, Schule und Verein können auch eine erweitert-erweiterte Familie sein…
Aber ich glaube, Jesus hat noch etwas ganz Spezielles erfunden, das als erweiterte Familie eine unglaubliche Tragkraft hat. Die Gemeinde-Familie!
Später lebte Jesus als Single - hat sich aber ganz bewusst in eine erweiterte Familie eingefügt: seine Jünger nennt er Brüder und Schwestern (Matthäus 12,50). Und dann, als Jesus gekreuzigt und auferstanden war und die Jünger begannen, Gemeinde zu leben, da wurde es normal, dass sich die Gläubigen untereinander als Brüder und Schwestern bezeichneten. Dass man sich in den Häusern traf. Ja - das “Haus” ist mehr als das Gebäude. Zum Haus, da gehörte die Kernfamilie mit Eltern und Kindern, aber auch Diener und Mägde, Gäste, weitere Angehörige. Paulus sagte zu einem Mann, der total erschüttert wissen wollte, wie er gerettet werden könne: “Glaube an den Herrn Jesus, dann wirst du und dein Haus gerettet werden.” Apg 16,31
Jemand sagte einmal: ich bin in einem nicht-christlichen Elternhaus christlich aufgewachsen. Wie ist das möglich? Es waren die Nachbarn, die Christen waren, und die ein offenes Haus hatten. Diese christlichen Nachbarn haben nicht nur über den Glauben geredet, sie haben auch, wenn sie ihre eigenen Kinder gesegnet haben, gleich für die Nachbarskids mitgebetet.
Nicht alle haben eine Kernfamilie. Aber alle können eine erweiterte Familie haben. Ich wünsche uns als Gemeinde, dass wir füreinander Gemeinde-Familie sein können. Familien mit Kindern brauchen das. Singles, Verwitwete, Geschiedene brauchen das (vgl. Jakobus 1,27; 1 Timotheus 5,3-16). Wir sind Family!
3. Gottes Familie
3. Gottes Familie
Jesus macht in der Biblestory eine erstaunliche Aussage: “Wisst ihr nicht, dass ich im Haus des Vaters sein muss.” ‘Haus des Vaters’, so nennt Jesus immer wieder den Tempel in Jersusalem (siehe auch Johannes 2,16). Haus des Vaters nennt er aber auch die Familie Gottes, wenn er sagt:
Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten (…) Niemand kommt zum Vater ausser durch mich. Johannes 14,2.6
Und Paulus nennt uns die Gläubigen sogar “Gottes Hausgenossen” - oder anders übersetzt: “Gottes Familie”:
Deshalb seid ihr nicht länger Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern ihr gehört zu den Gläubigen, zu Gottes Familie. Wir sind sein Haus… Epheser 2,19-20a
Aber etwas stellt mein Bild auf den Kopf. Jesus sitzt im Tempel und sagt seinen Eltern - seiner Kernfamilie: ich muss hier im Haus meines Vaters sein. Wisst ihr, was hier stört? Was ist wichtiger für Jesus? Seine Kernfamilie oder die Familie Gottes?
Wenn Jesus später über Familie gepredigt hat, dann hat er zum Beispiel gesagt: verlasst eure Eltern und Geschwister und folgt mir nach. Ihr müsst mich mehr lieben als eure Kernfamilie, sonst könnt ihr nicht meine Jünger sein! (nach Lukas 14,26)
Jesus selbst grenzte sich auch ab, als seine Brüder und Schwestern und Maria ihn daran hindern wollten, weiterhin zu Predigen und Kranke zu heilen usw. (Lukas 8,19-21; Johannes 7,2-5). Die Loyalität zum Vater im Himmel war ihm das Wichtigste.
Zur Klärung: ich glaube nicht, dass wir «Familie Gottes» mit der Gemeinde gleichsetzen sollten. Die Gemeinde ist «erweiterte Familie». Bei der «Familie Gottes» geht es zuerst darum, dass wir selbst durch den Glauben an Jesus Kinder Gottes werden (Johannes 1,12). Und dieser Glaube, diese Zugehörigkeit zu Jesus und zum himmlischen Vater, diese wird die höhere Priorität haben als unsere Zugehörigkeit zu unserer Kernfamilie – oder unserer erweiterten Familie. Wo wir uns tatsächlich entscheiden müssen: Jesus oder meine Eltern (und leider werden manche Christen auf dieser Welt immer noch vor diese Entscheidung gestellt), dort zeigt Jesus uns auf, dass Gott uns in der Ewigkeit und auch im Hier und Jetzt einen Ersatz gibt, wenn wir uns gegen unsere eigenen Eltern entscheiden müssen, um unserem himmlischen Vater treu zu bleiben (Matthäus 19,29). Die Aufforderung von Jesus, die eigene Familie gegenüber Gottes Familie in die zweite Reihe zu stellen, ist aber keine Entschuldigung dafür, seine Zeit, sein Geld und seine Kraft den eigenen Leuten vorzuenthalten und sie – ganz fromm und scheinheilig – in Gottesdienst und Gemeinde zu investieren. Da ist Jesus und auch Paulus ganz deutlich: die Eltern sollen geehrt werden und die eigenen Familienangehörigen sollen zuerst gepflegt und unterstützt werden! (Vgl. Markus 7,9-13; Galater 6,10; 1 Timotheus 5,7-8.)
In der letzten Woche habe ich verschiedenste Familiensituationen angetroffen. Eine Seniorin, krebskrank, alleinstehend, von ihren eigenen Kindern verlassen - aber sie hat den Glauben an Gott als ihrem Vater. Sie weiss: wenn ich sterbe, werde ich in meine Heimat kommen. Und sie erlebt erweiterte Familie durch gläubige Freunde.
Eine Mutter, die schon viel Leid erlebt hat, aber nun zum Glauben an Jesus gefunden hat. Sie sagt: der eigentliche Vater meiner Kinder ist der Vater im Himmel. Das ist das, was zählt!
Ein kurdisches Ehepaar, das kürzlich in unsere Gegend gezogen ist und jetzt Hilfe bei der Integration am neuen Ort erfährt - durch ihren eigenen Sohn und durch die Gemeinde, ihre erweiterte Familie. Sie sagen: wir haben viel Schreckliches erlebt, weil wir Kurden sind und weil wir Christen sind. Wir vertrauen am meisten der Kirche.
Fazit
Fazit
Der Mensch braucht ‘Familie’. Und der Mensch braucht es am meisten, zur Familie Gottes zu gehören! Jesus sagte: niemand kommt zum Vater ausser durch mich.
Wir feiern heute eine Kindersegnung. Da geht es genau um diese Dinge:
Wir segnen das Kind. Dass es an Weisheit, Alter und Gnade zunehmen kann. Dass es Gott als den himmlischen Vater kennen lernt - und lieben lernt - und es Jesus nachfolgt. Jesus hat eine Berufung für jeden Menschen, wie genial ist es, in dieser Berufung zu wachsen.
Wir segnen die Kernfamilie, die Eltern - und wir segnen die erweiterte Familie, die Verwandten und die Paten, die Freunde der Familie - und die Gemeinde. Es ist ein Privileg für ein Kind, eine Familie zu haben - und hier an Weisheit, Alter und Gnade zunehmen zu können.
Wir wollen auch Verantwortung übernehmen. Die Eltern für ihre Verantwortung, ihrem Kind den Rahmen zu geben, dass es an Weisheit, Alter und Gnade zunehmen kann. Die erweiterte Familie aber auch, dass wir sagen: “Ja, wir wollen ein sicheres und förderndes Umfeld sein für dieses Kind und diese Familie. Wir wollen für euch beten!”